Südpol, Position: 70°39´S,
08°15´W
Wir befinden uns
am Ekström-Schelfeis, Atka-Bucht, nordöstliches Weddell-Meer. Die
Höchsttemperatur beträgt an wenigen Tagen etwas über Null Grad.
Letztes Jahr hat es hier zum ersten Mal seit Menschengedenken
geregnet. Insgesamt ist die Antarktis trocken, es ist eine Eiswüste.
Der wenige Niederschlag summiert sich aber zu 80cm im Jahr und führt
dazu, dass die Forschungsstation immer tiefer im Eis versinkt.
Dank dieser Station hat Deutschland eine führende Rolle in der
Polar- und Klimaforschung. Wie sah das Klima in den vergangenen
Jahrtausenden aus? Wie geht es in der Zukunft weiter? Was ist mit
dem Ozonloch? Was richten die Verschmutzungen unserer Industrie
global an, wo sie selbst schon im Reinluftlabor Antarktis zu messen
sind? Gemessen werden können hier aber auch verbotene
Atomwaffentests irgendwo in der Welt oder Walgesänge. Und eine
Kolonie Kaiserpinguine ist gleich nebenan.
Um
die Forschung und die ungeheure Logistik, die dahinter steckt, geht
es in dieser Dokuserie. Und natürlich um die Frauen und Männer, die
das alles möglich machen.
Neumayer steht auf 200 Meter dickem, nahezu ebenem Schelfeis. Aus
der Ferne sind lediglich die Treppentürme zu erkennen, die den
Schnee um wenige Meter überragen. Die Schelfeiskante, an der das
Versorgungsschiff "Polarstern" anlegen kann, liegt zehn Kilometer
entfernt. Die Station besteht aus zwei rund 90 Meter langen
parallelen Stahlröhren von acht Metern Durchmesser. Darin sind
Container mit Wohnräumen, Küche, Messe und Hospital sowie
verschiedene Labore, Werkstatt, Funkraum, Sanitärräume, zwei
Energiezentralen und eine Schneeschmelze untergebracht. In der
ebensolangen Querröhre sind Vorrats-, Abfall- und Tankcontainer. Ein
Tunnel verbindet die Station mit einer Halle, in der vom
Motorschlitten bis zur Schneefräse alle Fahrzeuge stehen.
Im antarktischen Winter leben und arbeiten neun Überwinterer in der
Station: Arzt/ Ärztin, die auch Stationsleiterin ist, ein(e)
MeteorologIn, zwei GeophysikerInnen, ein Ingenieur, ein Elektriker,
ein Funker/Elektroniker und ein Koch. Die Überwinterer bleiben 14
bis 15 Monate. Über neun Monate sind sie nur über Funk mit der
Außenwelt verbunden. Stürme und die wochenlange Polarnacht machen
eine Reise von oder zur Station unmöglich. Es ist ein Leben wie in
einem U-Boot.
Im kommenden Winter wird die Station von 5 Frauen und 4 Männern im
Alter von 29 bis 44 Jahren betrieben.
Und bevor es im November via Kapstadt endlich ins Eis geht, liegt
eine Menge Vorbereitung vor ihnen. Fachliche Spezialkurse,
Eisspaltentraining in den Ötztaler Alpen, Brandschutztraining auf
einem brennenden Marine-Übungsschiff; erste Hilfe, Umgang mit
schweren Maschinen...
Auf
dem Bergkurs in den Ötztaler Alpen, auf 3000m Höhe, in Hütte und
Gletscherspalten, beginnen für uns die Dreharbeiten. Schnell wird
klar, wie umfangreich die Vorbereitung und wie hoch die Ansprüche an
die Überwinterer sind. Ob ein Dieselaggretgat ausfällt, eine
Blinddarmoperation notwendig ist oder der Umgang untereinander –
alles kann über Leben und Tod entscheiden. Nicht umsonst genießen
die Überwinterer in dem Alfred-Wegner-Institut in Bremerhaven mit
800 Angestellten einen besonderen Status.
Die Anforderungen auf der Neumayer-Station sind sehr komplex und von
niemanden wird erwartet, dass neben den Grundvoraussetzungen alle
Spezialkenntnisse mitgebracht werden. Ab jetzt werden die Kandidaten
gezielt auf den Stand gebracht. Der Allgemeinmediziner kann ebenso
Nachhilfe in der Zahnmedizin wie im Operationssaal brauchen. Die
Wissenschaftler müssen auf die Technik vor Ort eingeschworen werden.
Der Elektriker muss in den Schweisskurs und der Koch muss sich in
seiner Planung darauf einstellen, daß er nicht eben mal in die
Markthalle zum Gemüseeinkauf gehen kann.
Was für alle gilt, sind die Kenntnisse die man für die Sicherheit
und medizinische Grundversorgung braucht. In Neustadt wird deswegen
ein Brandschutzlehrgang absolviert. In der Antarktis kann "unter
Tag" nicht mit Wasser gelöscht werden, weil es schlicht und einfach
dafür keines gibt. Im Brandschutzzentrum wird unter realen
Bedingungen der Ernstfall geprobt. Auf engstem Raum wird mit
schwerem Atemschutz gearbeitet – Stress pur. Danach geht es zum
Erste Hilfe Kurs. Mindestens ein bis Drei Freiwillige gehen darüber
hinaus in den Operationssaal. Im Ernstfall müssen sie bei einer
Operation in der Antarktis assistieren können.
Im November gilt es Abschied zu nehmen von der Familie, den Kindern
und den Freunden. Die erste Station ist Kapstadt. Hier geht man auf
Wartestellung. Je nach Wetterlage fliegt eine russische
Transportmaschine – die einzige überhaupt, die die Deutschen in die
Antarktis bringen kann. Es gibt eine besonders gefährliche
Wettersituation: Die Sonne scheint und das Licht wird vom Boden zu
den Wolken reflektiert und wieder zurück, eine totale Überbelichtung
– bei bestem Wetter sieht man dann gar nichts mehr. Ist man
gestartet gibt es irgendwann einen "Point of no return". Der nächste
Stop ist die russische Forschungsstation und von da geht es dann
endlich mit eigenen viersitzigen Propellermaschinen zu Neumayer.
Auf der Neumayerstation warten die Überwinterer aus dem vorigen Jahr
auf die Ablösung. Doch bis die wieder zu Hause sind vergehen nochmal
rund drei Monate. Diese Zeit wird "Sommercamp" genannt. Die "alten"
Überwinterer lernen die "Neuen" ein. Zusätzlich sind weitere
Wissenschaftler vor Ort, die in eigens im Freien aufgestellten
Containern wohnen und forschen. Die Polarstern muss entladen werden
und die Neumayer-Station auf Vordermann gebracht werden. Es ist
relativ viel los, mitten in der Antarktis. Es bleibt aber auch Zeit
für Ausflüge zur Pinguinkolonie, für das Joggen entlang der
Startbahn und sogar eine Golfausrüstung hatte schon jemand dabei.
Irgendwann im Februar/ März ist es dann soweit. Es wird gepackt und
abgereist – unsere neun Frauen und Männer bleiben alleine zurück.
Endlich alleine, nach all der Vorbereitungszeit. Endlich ein eigenes
Zimmer. Dafür muß man Kälte, Dunkelheit und Isolation in Kauf
nehmen. Bis zum nächsten November...
Anfang 2007 geht es dann zurück. Mit welchen Forschungsergebnissen
kommen unsere ÜWIs zurück? Und wie haben sie sich selbst entwickelt?
Ab Sommer 2007 auf ARTE und im Ersten.
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Abschied
der Kohnen-Traverse |
Arbeit am Watzmann |
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unser
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der Pinguin und ich |
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Skidoo
fahren macht Spass |
Pinguin Nr.1 |
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