Wasser ist das
Thema des 21. Jahrhunderts.
Dank der langsamen Öffnung Libyens haben wir die einmalige
Gelegenheit, einen Film über den Abschluss des gigantischsten
Wüstenprojektes aller Zeiten zu drehen.
Seit 1984 baut der Wüstenstaat Tausende Kilometer riesiger
Wasserpipelines durch die Sahara. Wasser wird von dort, wo es gar
nicht regnet, an die Küste gepumpt, wo es die meisten Niederschläge
gibt. Hört sich absurd an, aber tatsächlich liegen unter dem
Wüstensand nicht nur riesige Ölreserven sondern auch eine noch viel
größere Menge fossiles Wasser. Der Traum jedes Wüstenvolkes.
Im Ausland waren bisher nur kryptische Andeutungen von dem
Riesenbauprojekt zu hören, oder ab und zu Schwärmereien oder Skepsis
von deutschen Ingenieuren, die in Libyen arbeiten. Obwohl der
menschen gemachte Fluss schon seit Jahren riesige Mengen Wassers
transportiert und als die größte Baustelle der Welt gilt: Die
Wasserreserven im Kufrabecken entsprechen der Wassermenge, die in
220 Jahren den Nil herunter fließen. Und der verbrauchte Zement
hätte für eine Autobahn von Tripolis bis Bombay gereicht.
Wir waren dabei, als im Juni 2005 das Projekt vorläufig
abgeschlossen wurde. Bis auf ein paar Kinderkrankheiten ist das
Projekt nun technisch realisiert und die Wasserversorgung der
libyschen Ballungszentren für die nächsten Jahrzehnte (die Libyer
sagen Jahrhunderte) scheint gesichert.
Das Great Man Made River-Projekt ist in Libyen zu einem staatlichen
Grundpfeiler geworden. Es brachte Tripolis endlich süßes Wasser, das
man nicht nur trinken, sondern mit dem man sich ohne Juckreiz die
Hände waschen kann.
Ein Denkmal für den Staatschef ist der große menschengemachte Fluss
auf alle Fälle. Aber ist er auch nachhaltig?
Das ist die Frage westlicher Kritiker, die eine
Meerwasseraufbereitung für nachhaltiger und letztlich auch billiger
halten. Die libysche Regierung hat rechnen lassen und hält am
Megaprojekt auch als günstigster Variante fest. Was man alles nicht
mit einbezogen hat und ob man nicht schon in 50 Jahren wieder auf
dem Trockenen sitzt, sei dahingestellt. Dafür ist das Wasserprojekt
auch ein gigantisches Investitions- und Infrastrukturprogramm. Es
bringt die Wüste der Küste näher und sorgt für eine große Nachfrage
an Fachkräften. Es verwandelt das ganze Land: In der Extremsahara
gibt es grüne Flecken, in der Steppe riesige Agrarflächen. Der
Wüstenstaat Libyen schickt sich an, ein Agrarexportnation zu werden.
Dank seines Wassers aus der Wüste. Ein spannendes Langzeitprojekt
hat seinen Abschluss gefunden. Weiter geht es trotzdem.
Wahrscheinlich wird man noch 50 Jahre bauen.
Bilder:
Die grünen Kreise in Kufra
kleiner Sandsturm
Röhren-Verlegen
der Röhrenlaster naht
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