Wie alles begann...


Beim NDR habe ich mich eingeschlichen. Als 1989 – ich hatte gerade begonnen, zu studieren - meine Lebensgefährtin mit einer Studiengruppe zur NDR-Plattenkiste („Hörer machen ein Musikprogramm“) eingeladen wurde, kam ich kurzerhand mit und erzählte der Moderatorin in einer Pause vorm Studio allerhand aus den ersten Radiojahren nach dem Krieg und was für faszinierende Radiofeatures damals schon gemacht worden seien. Tatsächlich war ich passionierter Radiohörer (wenn ich auch eher der Konkurrenz vom DLF lauschte) und verpasste nie eine ansatzweise historische Sendung im Radio. Taktisch klug verriet ich der Moderatorin der Plattenkiste erst nach Ende der Sendung, dass ich sehr an einem Praktikum oder einer Hospitanz- Möglichkeit beim NDR interessiert sei. Diese versprach, „zu sehen, was sie tun könne“, und dermaßen abgewimmelt dachte ich nicht mehr daran.
Aber eine Woche später klingelte das Telefon, und ich konnte beim NDR hospitieren, und zwar ausgerechnet bei der Plattenkiste, die ich sonst nie gehört hatte. Die Redakteurin war neu und versuchte, den Anspruch dieses Boulevard-Formates etwas zu heben. Ich musste, glaube ich, gar nicht viel mehr tun, als mich an diesem Ansinnen interessiert zu zeigen, um schon nach drei Tagen meine Hospitanz in die freie Tätigkeit eines sogenannten Producers umzuwandeln. Mein Job bestand von nun an darin, hinter der Scheibe, so eine Art Regie zu führen, die Uhr im Auge zu behandeln, und – am Allerwichtigsten – darauf zu achten, dass der Wortanteil nicht zu groß wurde.
Aber in erster Linie war ich ein U-Boot: wenn ich schon beim NDR war, konnte ich auch die Redaktionen kontaktieren, die die Feature-Plätze zu vergeben hatten.
Das Feature ist eine Art Radiodokumentation, die auch mit den Mitteln des Hörspiels arbeitet. Nachdem ich mit einer etwas altertümlichen Tonband- Ausrüstung versorgt worden war, bestand Auftrag 1 darin, ein Hörstück über Skinheads und Hooligans zu machen. Da ich davon nun gar keine Ahnung hatte, beschaffte ich in den folgenden Monaten nun ungefähr 10 Stunden Originaltöne, von denen gut eine halbe auch in der Sendung Verwendung fand. In den folgenden Jahren beschäftigte ich mich lieber mit Themen, deren Recherche hauptsächlich in der Bibliothek und später im Internet statt fand. Ein paar O-Töne gab es jedoch immer. Meine besondere Spezialität wurde, mein Erzähler-Ich in verschiedene Aspekte aufzuteilen, denen bei der Aufnahme dann verschiedene Schauspieler ihre Stimme liehen (eine Erfahrung, auf die ich später, beim Fernsehen, gerne zurück griff).